EIN UNERWARTETER SCHLAG
Der Schlag traf mich unerwartet und hart, etwas unterhalb des Solarplexus in der Magengegend. Ein weißer Nebel schob sich vor meine Augen. Mein Körper krümmte sich nach vorne, ich taumelte und ging in die Knie. Ich konnte nicht atmen, während gleichzeitig eine heiße Woge meinen Bauch füllte. Ich rang nach Luft. Und als die Hitze verschwand, kam der Schmerz. Meine Hände suchten Halt, damit ich nicht zu Boden ging. Ich sank tief zurück in meinen Sitz, legte meine Hände auf die schmerzende Stelle und versuchte, ruhige und langsame Atemzüge zu nehmen. Mir wurde übel.
Langsam verschwand der Schleier vor meinen Augen. Ich blickte aus dem Fenster. Wir flogen immer noch über Mexico-City.
Es war das Gefühl von Bedeutungslosigkeit, was mir diesen Schlag in den Magen versetzte.
Bei dem Anblick dieser unendlich großen Stadt, den nicht enden wollenden Gebäude- und Straßenzügen, diesem nicht fassbaren Raum mit seinen ausufernden Grenzen, bekam ich ein Gefühl von Winzigkeit. Die Anzahl der Menschen, die hier wohnen, ihrem Leben nachgehen, arbeiten, sich streiten oder sich lieben, war für mich nicht vorstellbar. Ich sah mich, ich fühlte mich. Empfand mich klein, unbedeutend und als Nichts gegenüber dieser enormen Vielfalt und Größe.
Das war völlig absurd.
Ich erinnerte mich an die Beschreibungen der alten Meister, in denen wir Menschen mit den Wellen des Ozeans verglichen werden und im Kern doch alle Wasser und verbunden sind. Und wenn ich am Meer sitze, sehe ich die Wellen und verstehe die Analogie. Aber wenn ich auf Mexiko-City herunterblicke und Millionen von Wellen als reale Menschen sehe – no way. Das haut mich um.
EIN GEFÜHL DER BEDEUTUNGSLOSIGKEIT
Was ich fühle, ist die ‚Getrenntheit'. Ich sehe die unvorstellbaren Massen von Menschen und fühle mich separiert, alleine, fremd. – Kein Wunder, dass ich dabei nach Luft ringen muss.
Aber was trennt mich eigentlich? Was gibt mir das flaue Gefühl der Bedeutungslosigkeit? Was lässt die Angst aufsteigen, die dahinter steckt? – keine Verbundenheit zu haben, keine Ganzheit zu spüren.
Vielleicht ist es meine Perspektive oder meine Distanz.
DIE PERSPEKTIVE DER GETRENNTHEIT
Aus dem Flugzeugfenster wirkt alles so klein, so zerbrechlich und doch so überwältigend in seiner Masse. Diese Vogelperspektive – ist sie nicht genau das, was uns trennt? Wir schauen oft aus einer Distanz auf die Welt, auf die anderen, stehen darüber oder daneben, aber selten mittendrin.
Die Gesellschaft fordert diese Distanz. Sie erwartet, dass wir funktionieren, dass wir unsere Rollen spielen, unsere Masken tragen. "Sei erfolgreich", "Sei besonders", "Hebe dich ab" – und gleichzeitig: "Passe dich an", "Stör nicht", "Füge dich ein". Diese widersprüchlichen Anforderungen erzeugen einen permanenten Druck, der uns von unserem wahren Kern entfremdet.
Ich spüre beim Blick auf diese Millionenstadt den kollektiven Schmerz der Getrenntheit. Jeder einzelne Lichtpunkt dort unten ist ein Mensch mit Hoffnungen, Ängsten, Träumen. Jeder für sich allein in seiner Haut, seiner Geschichte, seinem Kopf gefangen.
IM ZWISCHENRAUM VON EINSAMKEIT UND VERBINDUNG
Während das Flugzeug seine Flughöhe hält, sinke ich tiefer in meine Gedanken. Was wäre, wenn ich jetzt dort unten wäre, in einer dieser unzähligen Straßen? Vielleicht würde ich einen Blick erhaschen, eine Berührung spüren, ein Lächeln teilen. Die Perspektive würde sich ändern. Die Abstraktion würde zu Konkretheit, die Masse zu Individuen, die Distanz zu Nähe.
Ist es nicht seltsam? Der gleiche Anblick, der mich eben noch erschütterte, kann auch Trost spenden. Denn wenn ich mich winzig fühle angesichts dieser Menschenmassen, dann teile ich dieses Gefühl mit Millionen anderen. Paradoxerweise verbindet uns die gemeinsame Erfahrung der Getrenntheit.
THE WAY BACK HOME
Vielleicht liegt genau hier der Weg zurück: Im Erkennen, dass wir alle die gleiche Sehnsucht nach Verbundenheit teilen. Dass unter der Oberfläche der Individualität ein tieferes Gewebe existiert, das uns alle miteinander verwebt. Nicht als abstrakte spirituelle Idee, sondern als gelebte Erfahrung.
Ich atme tief ein und spüre, wie der Schmerz in meinem Bauch nachlässt. Mit jedem Atemzug nehme ich ein Stück dieser Erkenntnis in mich auf. Wir sind nicht allein in unserem Alleinsein.
Die alten Meister hatten Recht mit ihrem Bild vom Ozean. Aber was mir jetzt immer klarer wird ist, dass jede Welle ihre eigene, einzigartige Perspektive hat. Dass das Gefühl der Getrenntheit Teil des Menschseins ist – nicht ein Fehler, sondern ein notwendiger Kontrast, der uns die Verbundenheit erst wirklich schätzen lässt.
DIE LANDUNG IM SELBST
Das Flugzeug beginnt seinen Sinkflug. Bald werde ich einer dieser unzähligen Punkte sein, die ich von oben betrachtete. Ich werde Gesichter sehen, Stimmen hören, Berührungen spüren. Ich werde Teil des Gewebes sein, nicht nur Beobachter.
Und vielleicht liegt genau darin die Heilung für diese tiefe Wunde der Getrenntheit: Im bewussten Eintauchen, im Berühren und Berührtwerden, im Erkennen des Anderen als Teil eines gemeinsamen Ganzen. In der Liebe, die keine Grenzen kennt, weil sie weiß, dass diese Grenzen nur Illusionen sind – notwendige Illusionen für unser Menschsein, aber Illusionen dennoch.
Der Schlag in den Magen hat eine Wahrheit freigelegt, die ich lange übersehen habe: Wir sind nie wirklich allein. Selbst in unserer tiefsten Einsamkeit sind wir verbunden – durch unsere gemeinsame Menschlichkeit, durch die Luft, die wir atmen, durch die Erde, die uns trägt.
Während die Landebahn näher kommt, fühle ich Dankbarkeit für diesen schmerzhaften Moment der Erkenntnis. Für den Knock-out, der mich wachgerüttelt hat. Und ich bin bereit, wieder einzutauchen in das pulsierende Meer des Lebens – als Tropfen und Ozean zugleich.
RUMI
RUMI
"Du denkst, du bist eine Welle, aber in Wahrheit bist du Teil des Ozeans."
DER NACHKLANG
Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich nicht mehr im Flugzeug, sondern mitten im Leben. Die Erfahrung des Getrenntseins und der Weg zurück zur Verbundenheit begleiten mich seither jeden Tag. Vielleicht kennst du dieses Gefühl, dieses Pendeln zwischen Isolation und Einheit, zwischen gesellschaftlichem Druck und dem Ruf deiner inneren Wahrheit.
Wir alle tragen diese Momente in uns, diese „Knock-outs“, die uns aus unserer Komfortzone werfen und uns zwingen, tiefer zu blicken. Sie sind schmerzhafte Geschenke, Wegweiser auf einer Reise, die wir letztlich nicht allein gehen müssen.
EINE EINLADUNG ZUR TIEFE
Wenn dich diese Worte berührt haben, wenn du dich in diesem Tanz zwischen Getrenntheit und Verbundenheit wiederfindest, dann ist das vielleicht kein Zufall. Vielleicht ist es eine Einladung, diesen Weg bewusster zu gehen – nicht allein, sondern in Begleitung.
In meinem spirituellen Mentoringprogramm erschaffen wir einen Raum, in dem diese tiefgreifenden Erfahrungen nicht nur verstanden, sondern transformiert werden können. Einen Raum, in dem die Masken fallen dürfen und wir uns als das erkennen können, was wir wirklich sind: verbundene Wesen in einer Welt, die uns Getrenntheit vorspielt.
Dieser Weg ist nicht immer einfach, aber er ist echt. Er führt durch die Dunkelheit der Isolation hindurch ins Licht authentischer Verbundenheit – zu dir selbst, zu anderen, zum Ganzen.


DER PERFEKTE MOMENT
Wenn du spürst, dass es Zeit ist, diesen Weg bewusster zu gehen, wenn du bereit bist, deine eigenen „Mexico-City-Momente“ zu erforschen und zu transformieren, dann reiche ich dir meine Hand. Lass uns gemeinsam entdecken, was jenseits der Illusion der Getrenntheit auf uns wartet.