Ich lebte nicht mein Leben – ich lebte ein Bild davon.

Meine Geschichte | 20 Jahre für ein falsches Selbst

Zwanzig Jahre meines Lebens lebte ich für ein Bild von mir selbst – erfolgreich, kreativ, immer perfekt. Als Inhaber und Geschäftsführer einer Werbetechnik-Firma mit 30 Mitarbeitern definierte ich meinen Selbstwert über erfolgreich ausgeführte Projekte. Mein „Ichideal“ war kristallklar: Ich wollte der kompetente, selbstbewusste Chef sein, der immer die perfekte Arbeit abliefert und niemals Schwäche zeigt.

Dieses falsches Selbstbild – mein Ich-Ideal – bestimmte meinen Alltag. Es entschied, wie ich mit Kunden sprach, wie ich mich vor meinen Mitarbeitern gab, wie ich mich selbst im Spiegel sah. Es saß wie ein ständiger Regisseur in meinem Kopf, der nie zufrieden war.

Ich lebte unter Daueranspannung. Der Zeitdruck war hoch, der finanzielle Druck noch höher. Jedes umgesetzte Projekt unserer Großkunden war ein Triumph, ein Beweis, dass ich „es drauf hatte“.
Doch Fehler, selbst kleine, waren für mich nicht einfach nur Missgeschicke – sie waren Makel an meiner Person. Ich spürte Scham, manchmal sogar so etwas wie einen Schatten über meinem ganzen Dasein.

Am schlimmsten aber war die Angst vor der Leere – diese Furcht vor dem Moment, in dem ich meinem Idealbild nicht genügen würde. Was wäre ich dann noch? Wer wäre ich ohne meine Erfolge, ohne meine perfekte Fassade?

Ich lebte nicht mein Leben – ich lebte ein Bild davon.

Was ist das Ich-Ideal? Grundlagen der spirituellen Entwicklung

Das Ichideal ist das innere Bild davon, wie wir sein „wollen“. Es ist die Vorstellung einer idealen Version von uns selbst, um geliebt und akzeptiert zu werden. Es ist nicht das, was wir wirklich sind – sondern das, was wir glauben werden zu müssen, um endlich genug zu sein. Diese Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Persönlichkeitsentwicklung.

Dieses Selbstbild entsteht nicht über Nacht. Es wächst über Jahre – aus Kindheitserfahrungen, aus Erwartungen, aus den Stimmen der Menschen, die uns prägen.
Wir übernehmen unbewusst die Ansprüche unserer Eltern oder formen es aus Vorbildern und aus gesellschaftlichen Vorstellungen von Erfolg, Schönheit oder Stärke.

Als Kinder brauchen wir es, für das gesehen und anerkannt zu werden, was wir wirklich sind. Aber welche Eltern schaffen das wirklich vollständig? Die meisten haben ihre eigenen Ideale und Vorstellungen davon, was für ein Mensch ihr Kind werden soll. Oder aber sie bestätigen uns als Kinder nicht und machen gar nichts, weil sie selbst nie gelernt haben, wirklich hinzusehen.

Was passiert dann mit uns als Kindern? Wir ziehen eine verheerende Schlussfolgerung: Wenn meine Eltern nicht sehen, wer ich bin, dann kann mit mir etwas nicht stimmen. Ich bin nicht gut genug, so wie ich bin.

In diesem Moment beginnen wir, uns selbst abzulehnen. Wir schaffen ein Defizit dort, wo unser wahres Selbst sein sollte, und versuchen es mit einem Ideal zu füllen. Das könnte der hilfsbereite Mensch sein, der starke Beschützer, die perfekte Mutter, der erfolgreiche Geschäftsmann – oder in meinem Fall: der kompetente, niemals versagende Unternehmer.
Wir werden zu unserem eigenen, strengsten Kritiker – und wundern uns, warum wir nie wirklich zufrieden sind.

Das verrückte daran ist, dass es zu funktionieren scheint. Wenn ich erfolgreich bin, bekomme ich Anerkennung. Wenn ich stark bin, fühle ich mich sicher. Wenn ich perfekt bin, kann mich niemand ablehnen. Das Ichideal verspricht uns, dass wir durch bestimmte Eigenschaften die Liebe und den Wert bekommen, die wir so verzweifelt suchen.
Aber es ist eine Fassade. Wir bekommen Anerkennung für unsere Rolle – nie für das, was wir wirklich sind.

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Wie das Ich-Ideal unser Leben lenkt – Bewusstseinsentwicklung verstehen

Was ich damals noch nicht verstand war, dass das Ichideal zu einem unsichtbaren Puppenspieler wird, der alle unsere Entscheidungen steuert. Es färbt jeden Gedanken, jedes Gefühl, jede Handlung. Wir leben nicht mehr spontan aus uns heraus – wir leben strategisch für unser Ideal. Diese Konditionierung zu durchschauen ist Teil jeder ernsthaften spirituellen Entwicklung.

Bei mir manifestierte sich das in einem ständigen inneren Monolog: „Wie kann ich dieses Projekt noch perfekter machen? Wie stelle ich sicher, dass die Mitarbeiter mich als kompetent wahrnehmen? Was muss ich tun, damit dieser Kunde beeindruckt ist?“ Meine ganze mentale Energie war darauf fokussiert, meinem Idealbild zu entsprechen.

Die Erfolge brachten mir kurze Höhenflüge. Wenn ein Großprojekt gelang, fühlte ich mich wie im Himmel – bestätigt, wertvoll, richtig. Aber diese Momente hielten nie lange an. Schon das nächste Projekt wartete, die nächste Chance zu versagen, die nächste Gelegenheit, mein Ideal zu verfehlen.

Und wenn Fehler passierten – was bei 30 Mitarbeitern und komplexen Projekten unvermeidlich war – erhöhte sich mein Streßlevel und Selbstzweifel nagten an mir.. Nicht nur wegen des praktischen Problems, sondern weil jeder Fehler mein Selbstbild bedrohte. Er sagte: „Du bist doch nicht so perfekt, wie du glaubst. Du bist nicht gut genug.“

Das Ich-Ideal ist wie ein Karotte vor der Nase eines Esels – immer da, aber nie erreichbar. Denn sobald wir ein Ziel erreichen, setzt unser Ideal die Messlatte höher. Der nächste Auftrag muss noch größer sein, der nächste Erfolg noch beeindruckender.

Das Ichideal raubt uns Spontaneität, Freude und Lebendigkeit.
Und es entfremdet uns von unserer Essenz – dem Teil in uns, der von sich aus wertvoll ist, ohne etwas leisten zu müssen.

Wir leben in einem permanenten Zustand des „Nicht-genug-Seins“ und versuchen dieses Loch mit immer mehr Leistung, immer mehr Perfektion zu füllen. Aber ein Loch, das durch mangelnde Selbstannahme entstanden ist, kann nicht durch äußere Erfolge gefüllt werden.

Alle äußere Bestätigung der Welt kann nicht ersetzen, was wir uns selbst verwehren: die bedingungslose Akzeptanz dessen, was wir sind.

Erste Risse im Ideal- Der Beginn der inneren Arbeit

Etwa zwei Jahre bevor ich aus der Firma ausstieg, begann meine innere Arbeit. Es waren kleine Momente der Klarheit, die sich zunächst wie störende Zweifel anfühlten: „Ist das wirklich mein Leben? Lebe ich oder funktioniere ich nur noch?“

Der erste große Riss entstand an einem Sonntag. Ich saß in meinem Büro – wieder einmal –, arbeitete an einem „wichtigen“ Projekt, und plötzlich fragte mich eine innere Stimme: „Und was ist, wenn du das nicht machst? Wer bist du dann?“ Die Frage war so erschreckend, dass ich sie sofort wegdrängte. Aber sie kam wieder. [ → Die Frage, die mein Leben veränderte.]

Je mehr ich mich mit der inneren Arbeit beschäftigte, desto klarer wurde mir etwas Fundamentales: Ich kannte mich gar nicht wirklich. Ich kannte meine Rollen, meine Funktionen, meine Erfolge – aber wer war ich ohne all das? Was blieb von mir übrig, wenn ich aufhörte, ständig zu beweisen, wie kompetent und erfolgreich ich war?

Diese Selbstreflexion war gleichzeitig befreiend und beängstigend. Befreiend, weil ich zum ersten Mal ahnte, dass es einen anderen Weg geben könnte. Beängstigend, weil sie mein ganzes Lebensfundament in Frage stellte.

Der Moment der alles veränderte war, als ich nach einem besonders erfolgreichen Auslandsprojekt nach Hause kam. Der Kunde war begeistert, finanziell war es ein Volltreffer. Und ich? Ich fühlte mich innerlich leer. Hohl. Als hätte ich wieder einmal eine perfekte Rolle gespielt, aber ich spürte mich selbst nicht mehr.

Das war der Zeitpunkt, in dem ich begriff: Hinter meinem ganzen Bemühen um Erfolg, hinter meiner perfekten Fassade, wartete nur Leere auf mich.

"Wahre Befreiung beginnt erst dort, wo wir aufhören zu versuchen, uns zu befreien."

Die spirituelle Falle: Wenn Erwachen zum neuen Ideal wird

Als ich mit der inneren Arbeit begann, dachte ich zunächst, ich hätte den Ausweg gefunden. Endlich sah ich durch das Spiel der Konditionierungen, endlich verstand ich die Mechanismen meiner Persönlichkeit. Ich stürzte mich in die spirituelle Szene wie ein Verdurstender in eine Oase.

Ein Retreat jagte das andere. Achtsamkeitsseminare, Bewusstseinstraining, Zen-Sessins, Körperarbeit – ich sammelte spirituelle Erfahrungen wie früher erfolgreiche Projekte. Unbewusst hatte ich einfach mein Ichideal ausgetauscht: Statt des „perfekten Geschäftsmanns“ wollte ich nun der „erwachte spirituelle Mensch“ sein.

Es fühlte sich irgendwie auch richtig an. Natürlich war es besser, an sich zu arbeiten, als im alten Hamsterrad zu rennen. Natürlich war Selbstentwicklung sinnvoller als blinder Materialismus. Aber die Grunddynamik blieb dieselbe: Ich versuchte immer noch, ein Bild von mir selbst zu erfüllen – nur dass es jetzt ein „spirituelles“ Bild war.

Die subtilste aller Fallen

Das spirituelle Ichideal ist besonders tückisch, weil es sich so edel anfühlt. „Ich will authentisch sein“, „Ich möchte mein wahres Selbst finden“, „Ich arbeite an meiner Bewusstheit“ – wer könnte etwas gegen solche Ziele haben?

Das Problem liegt nicht in den Zielen selbst, sondern in der Motivation dahinter. Solange ich versuche, authentisch zu WERDEN, bin ich nicht authentisch. Solange ich mein wahres Selbst FINDEN will, bin ich davon getrennt. Solange ich an meiner Bewusstheit ARBEITE, bin ich unbewusst.

Es ist wie der Versuch, sich selbst an den Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Das "Ich", das sich befreien will, ist Teil genau jener Struktur, von der es sich befreien möchte. Das spirituelle Ichideal wird zu einem perfekten Versteck für das Ego – denn wer würde schon spirituelle Bestrebungen in Frage stellen?

Ich brauchte lange Zeit, um zu verstehen, dass jeder Versuch, „besser“ zu werden – auch spirituell besser –, mich in derselben Schleife gefangen hält. Er sagt mir: „Du bist nicht genug, wie du jetzt bist. Du musst dich erst noch entwickeln, transformieren, erwachen.“

Wahre Befreiung beginnt erst dort, wo wir aufhören zu versuchen, uns zu befreien.

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Der Weg jenseits des Ich-Ideals - Authentisch leben lernen

Das Loslassen des Ichideals ist vielleicht der schwierigste und zugleich befreiendste Schritt auf dem Weg zu uns selbst. Aber was bedeutet das überhaupt – „loslassen“?

Es bedeutet nicht, plötzlich faul zu werden oder keine Ziele mehr zu haben. Es bedeutet, einen fundamentalen Perspektivwechsel zu vollziehen: vom Leben ‚für‘ etwas zum Leben ‚aus‘ etwas heraus.

Solange wir einem Ich-Ideal nachjagen, leben wir für ein Ziel. Wir denken: "Wenn ich nur erfolgreich, liebevoll, stark, perfekt genug bin, dann werde ich glücklich, geliebt und wertvoll sein." Unser ganzes Leben wird zu einem Projekt, das darauf ausgerichtet ist, etwas zu 'werden'.

Leben jenseits des Ichideals bedeutet zu erkennen, dass Du bereits vollständig bist . Nicht weil du etwas Besonderes geleistet hast, nicht wegen deiner Eigenschaften oder Fähigkeiten – sondern einfach, weil du existierst. Aus dieser Vollständigkeit heraus entstehen dann ganz natürlich Impulse, Ziele, Aktivitäten – aber sie kommen nicht aus einem Mangel, sondern aus einem Überfluss.

Der Unterschied ist wie zwischen einem Schriftsteller, der ein Buch schreibt, um berühmt zu werden, und einem, der schreibt, weil er etwas zu teilen hat. Das Ziel mag dasselbe sein – ein veröffentlichtes Buch –, aber die Motivation ist völlig unterschiedlich.

Praktisch beginnt dieser Weg mit radikaler Ehrlichkeit dir selbst gegenüber:


  • Erkenne deine Muster: Wann fühlst du dich stolz? Wann beschämt? Was löst Panik in dir aus? Diese emotionalen Reaktionen sind Hinweise auf dein Ichideal.
  • Hinterfrage deine Motive: Warum willst du wirklich erfolgreich sein? Liebevoll? Stark? Kommt es aus Freude und natürlichem Ausdruck – oder aus der Angst, sonst nicht wertvoll zu sein?
  • Experimentiere mit der Leere: Das ist der schwierigste Teil. Wenn du merkst, dass du gerade wieder deinem Ideal nachjagst, stoppe. Lass die Leere da sein, ohne sie sofort mit Aktivität zu füllen. Diese Leere ist nicht dein Feind – sie ist der Raum, in dem du dich selbst wiederfinden kannst.

Die Angst vor dieser Leere ist verständlich. Unser Ichideal verspricht uns ja gerade, dass wir diese Leere nicht spüren müssen. Aber die Wahrheit ist: Auf der anderen Seite dieser Leere wartet nicht das Nichts – dort wartet dein wahres Selbst.

Wie du dein Ich-Ideal erkennen kannst – Praktische Selbsterkenntnis

Dein Ichideal zu erkennen ist wie das Aufspüren eines unsichtbaren Drahtzieher in deinem Leben. Es ist so selbstverständlich geworden, so sehr Teil deiner Identität, dass du es oft gar nicht bewusst wahrnimmst.

Hier sind einige Fragen zur Selbstreflexion:


  • Was machst du, um Anerkennung zu bekommen? Nicht das, womit du zufällig Erfolg hast – sondern das, womit du bewusst oder unbewusst versuchst, gesehen und geschätzt zu werden.
  • Worauf bist du am meisten stolz – und worüber schämst du dich am meisten? Beides zeigt dir, woran du dich misst.
  • Was darf auf keinen Fall über dich gedacht werden? Die Eigenschaften, vor denen du die größte Angst hast, sind oft das Gegenteil deines Ichideals.
  • Wofür gibst du am meisten Energie aus? Nicht für das, was du liebst – sondern für das, womit du versuchst, ein bestimmtes Bild von dir aufrechtzuerhalten.

Bei mir war es offensichtlich, als ich endlich ehrlich hinschaute: Alles drehte sich um Kompetenz und Perfektion. Jeder Fehler war eine Katastrophe, weil er mein Bild vom „perfekten Geschäftsmann“ bedrohte. Jeder Erfolg war ein Triumph, weil er dieses Bild bestätigte.

Sei geduldig mit dir. Das Ichideal hat oft viele Jahre Zeit gehabt, sich in deinem Leben festzusetzen. Es wird nicht über Nacht verschwinden – aber jeder Moment bewusster Erkennung ist ein Schritt in die Freiheit und zu einem authentischen Leben.

Du spürst, dass es Zeit für tiefere Klarheit ist?

Der Weg jenseits des Ichideals ist keine Reise, die man allein gehen muss. In meinem LIVINQ Mentoring begleite ich Menschen dabei, die subtilen Mechanismen zu erkennen, die uns von unserem wahren Selbst trennen – und den Mut zu finden, authentisch zu leben.

Hier geht es nicht um ein neues Ideal oder Konzept, sondern um die direkte Erfahrung dessen, wer du jenseits aller Bilder und Vorstellungen wirklich bist.

Mein Mentoring Programm

"LIVINQ ist eine Reise zu dir selbst.
Es ist ein Weg, um Klarheit, Mitgefühl und innere Stärke zu entwickeln. Es braucht keine Vorkenntnisse, nur den Wunsch, dich auf diese Entdeckungsreise einzulassen."

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